Interview: „Gute Ausgangsbasis auf dem Weg der Leverkusener Energiewende“
Um die Versorgung der Leverkusenerinnen und Leverkusener mit Energie nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten, leistet die Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co. KG (EVL) jeden Tag verschiedene Beiträge für den Umwelt- und Klimaschutz. Nadine Düppenbecker, Referentin für Nachhaltigkeit bei der EVL, berichtet über den Status quo und die nächsten Schritte.
Frau Düppenbecker, Sie sind neu bei der EVL und sollen als Referentin für Nachhaltigkeit das Unternehmen dabei unterstützen in Zukunft klimafreundlich zu werden. Vielleicht vorab: Was bedeutet Klimaschutz denn für Sie ganz persönlich?
Nadine Düppenbecker: Klimaschutz sollte meiner Ansicht nach immer individuell gedacht und auf die spezifischen Lebensumstände bezogen werden. Die Frage ist: Wie kann die einzelne Person in zumutbarer Weise die größten Klimaschutz-Effekte erzielen? Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich Flugreisen und unnötige Autofahrten vermeide. Meine Urlaube verbringe ich seit einigen Jahren ausschließlich in Deutschland. Das ist nicht nur klimafreundlicher, sondern auch stressfreier. Das Auto lasse ich so oft wie möglich stehen und bin stattdessen zu Fuß, mit dem Rad oder mit der Bahn unterwegs. Auch das entschleunigt und ist ein guter Ausgleich zum „Bürojob“.
Was würden Sie mit ihrem frischen Blick auf die EVL sagen: Ist Klimaschutz bei der EVL eher ein Marathon oder Sprint?
Düppenbecker: Ich denke beides: Zum einen müssen langfristige Ziele gesetzt und stetig an deren Erreichung gearbeitet werden. Zum anderen sind die nächsten Jahre für die Einhaltung des globalen 1,5 Grad-Ziels ausschlaggebend. Daher muss die EVL – genau wie alle anderen Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen – gerade jetzt zu einem Sprint ansetzen und in den nächsten Jahren den größten Klimaschutz-Effekt erzielen. Das bedeutet, dass die EVL nun zügig interne Organisationsstrukturen und Prozessabläufe aufbauen muss, um damit in eine effektive Maßnahmen-Umsetzung zu gehen.
Dabei ist der Slogan des Unternehmens ja „Zeit für Grünes“, wenn es um Klimaschutz geht. Was hat die EVL dahingehend bisher erreicht?
Düppenbecker: Im Hause der EVL werden seit Jahrzenten unterschiedliche Umwelt- und Klimaschutz-Maßnahmen durchgeführt, ohne dass diese immer als solche beworben wurden. Zum Beispiel bietet die EVL seit 1996 Grünstrom-Produkte an und ist seit 1997 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) – dem größten deutschen Stadtwerke-Netzwerk für Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Neben Förderprogrammen, dem Gas-und-Trinkwasser-Check sowie Thermographie-Aufnahmen hat die EVL in den letzten Jahren ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio im Bereich Klimaschutz immer weiter ausgebaut: Ein Baustein ist zum Beispiel, dass wir seit 2021 alle Tarifkunden mit Grünstrom beliefern, wodurch wir bei zehntausenden Kunden rund 45.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Des Weiteren wurde und wird die Fern- und Nahwärmeversorgung der EVL weiter ausgebaut, um noch mehr Leverkusener und Leverkusenerinnen an die Netze anschließen zu können. Weitere Maßnahmen gehen von Contracting- und Mieterstrom-Angeboten zum Ausbau von klimafreundlichen Energieerzeugungsanlagen, über Energieberatung und Enerigespar-Service zur Verringerung des Energiebedarfs, bis hin zur Beteiligung an der Windpark Heckelberg-Breydin GmbH & Co. KG und der Trianel Erneuerbaren Energien GmbH & Co. KG, wodurch wir deutschlandweit bereits jetzt in ertragreiche Windparks und Photovoltaik-Freiflächenanlagen investieren.
Die EVL nutzt die Liberalisierung des Energiemarktes, um sich frühzeitig vom reinen Lieferanten von Energie und Trinkwasser zum umfassenden, engagierten Dienstleister weiterzuentwickeln.“
Nadine Düppenbecker
Mit welchen Projekten beschäftigt sich die EVL aktuell?
Düppenbecker: Wie erwähnt, führt die EVL bereits viele Klimaschutzmaßnahmen durch, die natürlich fortgesetzt werden. Nun möchten wir diese Maßnahmen jedoch in das große Ganze einordnen und weitere sinnvolle Maßnahmen mit aufnehmen.
Dafür wurde bereits in der Vergangenheit eine Treibhausgasbilanz erstellt, in der alles vom eigenen Fuhrpark bis hin zur Wärme-Erzeugung für die Kunden und Kundinnen erfasst wurde. Diese wird aktuell ausgewertet. Auf Grundlage dessen möchte sich die EVL eigene – ambitionierte aber gleichzeitig realistische – Klimaziele setzen. Eine konkrete Road Map zur Erreichung dieser Klimaziele wird zurzeit in Form einer „Dekarbonisierungs-Strategie“ erarbeitet . Darin werden unter anderem konkrete Maßnahmen, die die EVL zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen umsetzen möchte, zusammengestellt und auf einer Zeitschiene eingeordnet.
Welche Chancen bestehen beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz für das Unternehmen?
Düppenbecker: Der Energieversorgung insgesamt stehen viele und umfassende Veränderungen bevor. Sie ist einer der Wirtschaftsbereiche, in denen ein tiefgreifender Wandel stattfinden muss, um die weltweiten Klimaziele zu erreichen. Die EVL ist (Grund-)Versorger für Wärme, Strom, Gas, Wasser und damit ein wichtiger Akteur bei der Gestaltung dieses Wandels und der Umsetzung der Energiewende. Erfreulicherweise hat die EVL die Liberalisierung des Energiemarktes genutzt, um sich frühzeitig vom reinen Lieferanten von Energie und Trinkwasser zum umfassenden, engagierten Dienstleister weiterzuentwickeln. Damit hat die Energieversorgung Leverkusen eine gute Ausgangsbasis um den Weg der Energiewende erfolgreich zu bestreiten und darüber hinaus mit gestalten zu können. Außerdem laufen Klimaschutz und Nachhaltigkeit vor allem auf der lokalen Ebene. Die EVL ist vor Ort stark verankert und mit lokalen Partnern gut vernetzt. Dadurch hat sie die Chance, bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen eine hervorgehobene Rolle einzunehmen und diese voranzutreiben.
Wo hat die Energieversorgung Leverkusen noch Nachholbedarf?
Düppenbecker: Ein Schritt in die richtige Richtung ist, dass die EVL nun eine Mitarbeitende hat, die ein Auge speziell auf die Klimaschutz-Themen wirft und die bisherigen Maßnahmen bündelt und weitervorantreibt. An der einen oder anderen Stelle müssen die Bemühungen noch verstärkt und passende Lösungswege gefunden werden. Hilfreich ist dabei auf jeden Fall der Austausch mit anderen Energieversorgern – so wie wir ihn bereits bei der ASEW pflegen. Das zeigt uns auch, dass wir nicht allein sind mit den Herausforderungen, die die Energiewende mit sich bringt.
Welchen Beitrag können die Kundinnen und Kunden der EVL leisten, um die Energieversorgung klimafreundlicher zu gestalten?
Düppenbecker: Zunächst einmal können und sollten alle weiterhin überall dort, wo dies möglich ist, Energie sparen. So trivial das klingt: jede Kilowattstunde zählt! Das verringert nicht nur die eigenen Kosten, sondern trägt auch zur Senkung der eigenen CO2-Emissionen bei. Auf Energieeffizienz zu achten – beispielsweise beim Kauf von Elektronik- und Elektrogeräten – ist ein weiterer wichtiger Baustein. Außerdem ist der Umstieg auf erneuerbare Energien oder zumindest auf Energieträger mit möglichst geringen CO2-Emissionen von Bedeutung. Sowohl zum Energie sparen als auch zur Energieeffizienz und zum Umstieg auf klimafreundliche Energieversorgung bietet die EVL Produkte und Dienstleistungen an, um die Kundinnen und Kunden praktisch zu unterstützen und beratend zu begleiten.
Zu guter Letzt ist in der heutigen schnelllebigen Zeit auch Treue ein Thema. Im Gegensatz zu vielen konkurrierenden Billiganbietern ist die EVL in Leverkusen und der Umgebung tief verankert und unterstützt lokale Projekte, Veranstaltungen und Organisationen zum Wohle und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort. Hierzu zählen zum Beispiel die Baumpflanz-Aktion. Das kann die EVL unter anderem deswegen, weil sie viele Stammkunden und -kundinnen hat, die ihr seit Jahren die Treue halten.
Wir danken Nadine Düppenbecker herzlich für das interessante Gespräch.