Energie & Wasser

Virtuelles Wasser: Wie viel verbrauchen wir in Leverkusen wirklich?

21.10.2022
Lesezeit: 3 min.

Ob beim Duschen, Spülen oder Händewaschen – jeder Leverkusener verbraucht täglich 115 Liter Wasser. Was viele nicht wissen: Darüber hinaus verbraucht jeder noch sehr viel mehr dieses kostbaren Elements. Denn Wasser steckt in fast allen Produkten, die konsumiert werden. Pro Kopf liegt das sogenannte virtuelle Wasser in etwa bei 3.900 Litern pro Tag. Ein Gespräch mit EVL-Georessourcenmanager Alexander Boßhammer über den eigenen Wasserfußabdruck und die nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser.

Virtuelles Wasser, was heißt das konkret?

Alexander Boßhammer: Als virtuelles Wasser wird das in den Produkten „versteckte“ Wasser bezeichnet. Der sogenannte Wasserfußabdruck ist im Grunde die gesamte Menge an Wasser, die jeder einzelne von uns, aber auch Unternehmen in Anspruch nehmen. Das sind pro Kopf und Tag immerhin 3.900 Liter.

Kannst du uns ein konkretes Beispiel nennen?

Ja, zum Beispiel bei Kleidung wie Jeans oder T-Shirts ist der Anbau der Baumwolle und das Bleichen des Stoffs mit einer hohen Nutzung von Wasser verbunden. Das sind bei einer Jeans schätzungsweise 11.000 Liter. Das meiste wird aber beispielsweise bei der Herstellung eines Autos verbraucht. Bis zu 400.000 Liter Wasser können bei der Produktion der vielen Materialien draufgehen.

Gibt es unterschiedliche Kategorien von Wasser im Zusammenhang mit dem virtuellen Fußabdruck?

Ja, das Wasser wird dazu in drei Kategorien eingeteilt:

„Grünes Wasser“ ist das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser, welches von Pflanzen aufgenommen und verdunstet wird. Es ist wichtig für landwirtschaftliche Produkte.

„Blaues Wasser“ ist Grund- oder Oberflächenwasser, das zur Herstellung eines Produktes genutzt wird und nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt wird. Wie in der Industrie zur Herstellung von Produkten oder im privaten Gebrauch zur Bewässerung.

„Graues Wasser“ beschreibt die Wassermenge, die während der Produktion so stark verunreinigt wird, dass sie als unbrauchbar gilt oder die im Prinzip nötig wäre, um Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass die Wasserqualität den gesetzlichen oder vereinbarten Anforderungen entspricht.

Warum ist das virtuelle Wasser von Bedeutung?

Wir importieren viele Produkte aus anderen Ländern und verlagern dadurch das Problem der Wasserknappheit in diese. Alleine Kaffee und Kakao verursachen beispielsweise über 30 Prozent unseres Wasserfußabdrucks im Ausland. Aber auch wer Erdbeeren im Winter kauft, vergrößert dadurch seinen Fußabdruck. Denn in Spanien ist es im Winter wärmer als bei uns. Da es aber kaum regnet, ist der Boden sehr trocken und die Erdbeerfelder werden künstlich bewässert, indem Bauern Wasser aus Flüssen und Grundwasser nutzen. Dadurch fehlt der Natur Wasser und nicht nur Flüsse trocknen aus, sondern Tiere verlieren dadurch ihr Zuhause.

Welche Tipps kannst du unseren Leser:innen geben um ihrem Wasserfußabdruck zu verkleinern?

Grundsätzlich hilft es schon, wenn jeder darauf achtet woher die Lebensmittel stammen, die im Einkaufswagen landen. Sinn macht vor allem der Kauf von saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Diese gibt es auch beim Discounter um die Ecke und gehen meist einher mit kürzeren Transportwegen und Lagerung. Aber auch der Weg auf den Wochenmarkt lohnt und ist meist nicht teurer. Darüber hinaus ist es von Vorteil seinen Konsum von beispielsweise Kleidung und technischen Produkten zu hinterfragen. Hier hilft zum Beispiel der Gang zum Secondhand-Laden oder Kauf von langlebigen Produkten.

Wir danken Alexander Boßhammer vielmals für das interessante Gespräch.