Energie & Wasser

EVL-Bilanz: Das lange Aufräumen nach dem Hochwasser

14.07.2023
Lesezeit: 6 min.

Seit dem 14. Juli 2021 hat die Energieversorgung Leverkusen mehrere Millionen Euro in die Instandsetzung und Erneuerung der geschädigten Netze gesteckt. Auch als Dienstleister wurden wie für das Klinikum große Projekte gestemmt.

Der Nachmittag des 14. Juli 2021 lief in der Unternehmenskommunikation der EVL am Bürriger Overfeldweg weitgehend ruhig ab. Für den ganzen Mittwoch war Starkregen angekündigt, Störungen erwartet und kleinere Presseanfragen zu Versorgungsausfällen beim Strom trudelten nach und nach ein. Tagesgeschäft, nicht anderes als nach stärkeren Stürmen. Bis ein Kollege aus der Fixheide anrief: „Ich bin gerade zu einer unserer Stationen geschwommen um diese freizuschalten“, rief der Netzmeister Strom ins Diensthandy und verdeutlichte die Dimensionen vor Ort. Leider erst der Anfang: Was aus EVL-Sicht folgte waren großflächige Netzabschaltungen in Opladen und Schlebusch, reichlich zerstörte Netz-Infrastruktur und unzählige Überstunden, Extraschichten und Besprechungen bis zur kurzfristigen Wiederherstellung der Versorgung.

Wir waren vor zwei Jahren beeindruckt und bewegt von dem Einsatz und der Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter und sind natürlich bis heute sehr dankbar.“

Dr. Ulrik Dietzler, technischer EVL-Geschäftsführer

Nach neun Tagen meldete die EVL Vollzug: Das Mittel- und Niederspannungsnetz von Leverkusen und Leichlingen war weitgehend wiederversorgt. „Wir waren vor zwei Jahren beeindruckt und bewegt von dem Einsatz und der Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter und sind natürlich bis heute sehr dankbar“, sagt Dr. Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL. „In kürzester Zeit haben wir sehr viele Probleme bei der Wiederherstellung der Versorgung gelöst und unsere Leistungsfähigkeit gezeigt“, so Dietzler weiter, der auch an alle Unterstützer wie die MEGA Monheim und Hilfskräfte wie die Gruppe der Handwerker erinnert. Denn auch die Tiefbauer, Elektro- und Sanitärbetriebe haben damals alles gegeben, um die Bevölkerung schnellstmöglich wieder zu versorgen.

EVL-Geschäftsführer Dr. Ulrik Dietzler vor zwei Jahren auf dem Betriebsgelände mit zwei zerstörten Kompaktstationen.

Die kommenden Wochen und Monate dienten dem Wiederaufbau nach dem größten Schaden in den Leverkusener Netzgebieten seit dem zweiten Weltkrieg: An den Stationen und Kabelstrecken, Hausanschlüssen und Zählern musste viel repariert oder erneuert werden, um den ursprünglichen Netzzustand wiederherzustellen. Ein niedriger Millionenbetrag war nötig, um nach und nach Rohrleitungen in Brücken zu erneuern, Verteilerkästen an höher gelegene Standorte zu versetzen oder Grundwasser-Messstellen instand zu setzen.

Instandsetzungsarbeiten im Stromnetz nach der Flut im Juli 2021.

Nicht nur im Versorgungsnetz, sondern auch bei Partnern, für die die EVL als Dienstleister arbeitet, waren umfangreiche Reparaturarbeiten nötig. Vor allem für das Klinikum Leverkusen war die Hochwassernacht verheerend: Mehr als 4.500 Quadratmeter der Klinikum-Untergeschosse wurden überflutet. Die Dhünn, die neben dem Klinikum fließt, schwoll aufgrund schwerer Regenfälle immer weiter an. Das Schutzkonzept war auf den rechnerischen Pegel eines Jahrhunderthochwassers ausgerichtet, doch die Flut überstieg diesen Pegel um das 2,2-fache.

Zuerst wurde die Mittelspannungsschaltanlage durch das eindringende Waser zerstört, wodurch die Allgemeinstromversorgung ausfiel. Wenig später lief das Hochwasser in die Generatorenräume, auch die Notstromversorgung fiel aus. EDV und Telekommunikation waren lahmgelegt, lebenswichtige Geräte funktionierten nur noch kurzzeitig mit ihren eingebauten Akkus. Nachdem das Hochwasser drei Tage lang aus den Untergeschossen abgepumpt werden musste, dauerten die Aufräumarbeiten noch weitere zwei Wochen an. Parallel zu den Aufräum- erfolgten die Reparaturarbeiten an der Stromversorgung und das Aufstellen von Mietaggregaten für die Notstromversorgung. Nach sechs Tagen konnte die Stromversorgung im Klinikum wieder in Betrieb genommen werden.

Die zerstörte Altanlage im Klinikum nach der Flut in Schlebusch.

Drei Wege der Stromversorgung hat das Klinikum für die Krisensicherheit: Neben dem normalen Netz für die allgemeine Versorgung, die Notversorgung über Generatoren und an kritischen Stellen wie der Intensivstation noch mehrere batteriebetriebenen Puffer. Die beiden ersten wurden in der Hochwassernacht beschädigt bzw. zerstört. Aus Sicherheitsgründen sollten die Trafos nicht mehr am gleichen Standort erneuert werden, ebenso wie es einen neuen Standort für die Notstromversorgung geben sollte. Besondere Herausforderungen stellten zudem die strenge Anforderungen an Notstromversorgungen in Krankenhäusern dar. Diese beziehen sich im Wesentlichen auf die Systemeigenschaften der Notstromversorgung sowie teilweise auch auf Geräteeigenschaften, Qualitätsmerkmale und Verfahren gesetzlicher und baurechtlicher Vorgaben.

Der EVL-Vertriebsbereich Energiedienstleistungen hat für die neue Energietechnik des Klinikums maßgeschneiderte Sonderlösungen geplant und nach der modernsten Technik umgesetzt. „Nach der Übergangsphase konnten die gemieteten Notstromaggregate nun durch oberirdische leistungsstarke Containeraggregate abgelöst werden“, sagt Björn Fürst, Netzmeister bei der EVL. Die Sicherheitsstromversorgung sowie die Gebäudehauptverteilung befinden sich inzwischen an einer höher gelegenen Stelle innerhalb des Gebäudes, wo das Wasser nicht mehr hinkommen sollte.

Der gesamte Umbau der Anlagen hat während des normalen Betriebes des Klinikums stattgefunden, ohne die Sicherheit und den Komfort der Patienten einzuschränken oder gar zu gefährden.“

Markus Mayer, Projektleiter und Netzmeister bei der EVL.

„Die Stromversorgung im Klinikum erfordert ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit, erhöhte Anforderungen an die Anlagensicherheit und eine hochkomplexe Steuerung der gesamten Anlage“, sagt Thomas Eimermacher, kaufmännischer Geschäftsführer der EVL. Alles neu zu konzipieren und in neuen Räumlichkeiten unterzubringen erforderte auch umfangreiche Genehmigungsverfahren, bspw. für die Nutzungsänderung der Räumlichkeiten in elektrische Betriebsräume, die Statik, den Brandschutz und die Alarmanlagen. „Vor allem die Planung von Testläufen und die Umstellung auf die neue Technik musste minutiös geplant werden, denn der gesamte Umbau der Anlagen hat während des normalen Betriebes des Klinikums stattgefunden, ohne die Sicherheit und den Komfort der Patienten einzuschränken oder gar zu gefährden“, sagt Markus Mayer, Projektleiter und Netzmeister bei der EVL.

Die neuen von der EVL installierten Notstromaggregate mit Vorratstank im Klinikum.

Auch Zukunftsperspektiven spielten bei der Planung eine wichtige Rolle, nicht zuletzt sichert die millionenschwere Investition auch kommende Erweiterungen des Klinikumbetriebs. „Die EVL verfügt über erfahrene Fachkräfte, die sich seit Jahrzehnten um die Stromversorgungsanlagen des Klinikums mit ihrer lebenswichtigen Notfallversorgung kümmern. Durch die hohe Kompetenz und das Engagement unserer Elektro-Fachspezialisten und Monteure hat die EVL für das Klinikum eine hochmoderne, erstklassige Anlage errichtet, die zudem den zukünftigen Anforderungen an eine technisch wachsende Elektrotechnik genügt. Das Klinikum ist damit zukunftssicher aufgestellt“, so Eimermacher weiter. Auch in der Vergangenheit hatte die EVL das bestehende System bereits gewartet, Instand gesetzt und modernisiert.