Energie trifft Design: EVL unterstützt neue Graffiti-Projekte in Leverkusen
Nicht nur die Energieversorgung für Leverkusen hat eine lange Tradition bei der EVL: Seit mehr als zwei Jahrzehnten dürften aufmerksame Passanten auch die bunten Motive auf den Trafostationen und Gasdruckregelschränken in der Stadt bekannt sein. Was 1999 mit einem Kunstprojekt begann, ist heute fast „business as usual“ für die Energieversorgung und aus dem Straßenbild in Leverkusen nicht mehr wegzudenken.
Neues Graffiti mit Henning Krautmacher
Leverkusen wird auch 2021 bunter: Zahlreiche Kabelverteiler, Trafostationen und Gasdruckregelschränke sollen in diesem Jahr bei Projekten mit verschiedenen Gruppen verschönert werden. Eine Kompaktstation am Schlebuscher Marktplatz trägt bereits seit vergangener Woche sprichwörtlich ein neues Gesicht und das wird vor allem die Herzen der Höhner-Fans zum Tanzen bringen: Henning Krautmacher – aufmerksame Passanten haben ihn vermutlich schon erkannt, blickt nachdenklich in die Ferne.
Das Porträt wurde gestaltet und umgesetzt von ArtByOpus – alias Jens Lagemann, der selbst Leverkusener ist und bei seiner Arbeit eines im Blick hat: „Mit meinen Arbeiten will ich die Stadt bunter machen und auch immer ein Stück Persönlichkeit zeigen“, sagt der Künstler. Das Besondere für Jens Lagemann bei diesem Projekt: „Henning Krautmacher zu porträtieren ist schon großartig. Dann hat es aber auch Spaß gemacht festzustellen, welchen Bezug er zu diesem Standort hat.“ Denn bereits als kleiner Junge war Henning Krautmacher – unweit vom Marktplatz aufgewachsen – all wöchentlich auf dem Schlebuscher Markt zugegen und half seinem Onkel Willi beim Verkauf holländischer Tulpen. Wenige Meter von der Trafostation entfernt.
Henning Krautmacher zu porträtieren ist schon großartig. Dann hat es aber auch Spaß gemacht festzustellen, welchen Bezug er zu diesem Standort hat.“
Jens Lagemann, Graffiti-Künstler
Was hält der Porträtierte von Lagemanns Werk? „Jung, das hast du toll gemacht“, sagt der Sänger beim Pressetermin. „Jetzt können wir nur hoffen, dass das keiner übersprüht. Dann spricht man auch von Lackdosen-Intoleranz.“
Dass der Sänger der Mundartband dazu auch ein paar schnelle Zeilen op Kölsch parat hat, versteht sich von selbst:
Bauzaun – alles klar! Schallschutzwand – wunderbar!
Brückenfeiler – bunt un schön! Litfasssäulen – die so rumstehn.
Trafo-Häuschen – Bahnhofsklo Unterführung – sowieso.
Giebelwand und Müllgefäß. Ne janze Regionalexpress.
Graf Fiti – Herr über Mauern oder Wände in der City.
Kein freies Fleckchen, was noch nicht gesprayt.
Un‘ kütt de Schmier is et zo spät!
[…]
Legal – illegal. Janz normal – Scheißejal.
Kunstobjekt– kann dat weg? Jot jemaat? Oder nur Dreck?
Street-Art? – Stroße-Kunst? Plakate mit nem Bart verhunzt!
Botschaft mit Ironie oder us ner Ideologie!
Graf Fiti – Herr über Mauern oder Wände in der City
Kein freies Fleckchen, was noch nicht gesprayt
Un‘ kütt de Schmier is et zo spät!
Graf Fiti – der ist bekannt von Lehrefeld bes noh Tahiti.
Un wenn du seine Kunst nit leiden kanns‘:
Lackdose-Intolleranz
Ob die Trafostation auf dem Schlebuscher Marktplatz Ideengeber für einen neuen kölschen Karnevalshit wird, bleibt abzuwarten. Zum Hit wurde der Pressetermin aber für die Evangelische Jugend Schlebusch (ejs). Denn die EVL spendete auf Anregung der Graffiti-Szene 500 Euro an die Jugendeinrichtung in direkter Nachbarschaft des Schlebuscher Marktplatzes. Jugendleiter Florian Korb und FSJler Vincent Grewer freuten sich über die Summe, die für die Herbstferien-Aktion der ejs eingesetzt wird.
Vielfalt, Toleranz und Gerechtigkeit
Seit ein paar Jahren schon trägt die Graffiti-Szene um Künstler wie Jens Lagemann einen großen Teil dazu bei, dass die „freien“ EVL-Flächen immer weniger werden. Carsten Klett koordiniert dafür die Arbeiten eines Graffiti-Netzwerks mit acht Hobbysprayern. Die Motivation dahinter? Die meisten Sprayer wollen den öffentlichen Diskurs positiv mitgestalten. „Wir freuen uns, dass wir bereits einige freie Flächen der EVL mit unseren Arbeiten umgestalten und so hoffentlich auch zum mitdenken anregen durften“, sagt Carsten Klett.
Die Motive der Truppe sind vielfältig: So finden sich neben Bildern aus der Natur auch abstrakte Kunst, wie beispielsweise das Motiv der Energiezentrale in der Neuen Bahnstadt Opladen, das in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Zonta Club Leverkusen pünktlich zum Aktionstag „Orange your City – ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen“ entstand. Und das aus gutem Grund: „Als EVL ist es uns ein großes Anliegen, solche Projekte zu unterstützen. Denn dadurch können wir deutlich machen, welche Werte wichtig sind und, dass in unserer Stadt beispielsweise Vielfalt, Toleranz und Gerechtigkeit oberste Priorität haben“, sagt EVL-Geschäftsführer Thomas Eimermacher.
Die EVL als Kurator ihrer freien Flächen
Die Tätigkeit als „Kurator“ hat die EVL bereits in den 1990er Jahren aufgenommen, als rund 50 Stromkästen mit sechs Gestaltungsmotiven aus den Sparten Strom, Erdgas, Trinkwasser und Fernwärme beklebt wurden. Damals waren die Künstler noch Schülerinnen und Schüler. Es folgten ein weiteres Kunstprojekt mit der Käthe-Kollwitz-Schule in Rheindorf und in einem weiteren Schritt ein Pilotprojekt im Jahr 2013, bei dem die Fassaden größerer Trafo-Häuser mit Graffitis von professionellen Agenturen mittels Airbrushtechnik gestaltet wurden.
Nachdem ein paar Jahre später dann ein schwarz-rotes Phänomen mit dem DFB-Pokalfinale 2020 seinen Höhepunkt erreichte, entstand eine neue Kooperation. Gefühlt über Nacht waren unzählige Projekte in Leverkusen schwarz-rot angemalt, die mediale Aufmerksamkeit groß. Bei einem Teil der Fanszene entstand daraufhin die Idee einer offiziellen und aufwändigeren Gestaltung von Stromkästen. Eine Idee, mit der die Fanszene bei der EVL offene Türen einrannte. So findet der Fan heute sehenswerte Arbeiten im Bayer 04-Design. Ganze zwölf Kästen und eine Trafostation wurden seitdem rund um die Bismarckstraße professionell bemalt. Und auch zukünftig stehen weitere Standorte zur Verfügung, die durch künstlerisch interessierte Fans ein neues Erscheinungsbild erhalten können.
Nachwuchs kann Freifläche gewinnen
Damit auch der künstlerische Nachwuchs bald in die Fußstapfen von Jens Lagemann und Carsten Klett treten kann, sponsert die EVL beim Brennpunkt Jam 2021 voraussichtlich am 28. August einen Graffiti-Nachwuchswettbewerb. Zu gewinnen gibt es für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen eine freie Fläche auf einem Stromhäuschen der EVL inklusive dem nötigen Equipment.