Energie & Wasser

EVL-Netz: Fertige Wärme aus Bürrig für Leverkusen

24.09.2021
Lesezeit: 5 min.

Komfortabel und ressourcenschonend – die Energieversorgung Leverkusen (EVL) versorgt in Kooperation mit der AVEA sowohl Wohngebäude als auch Gewerbebauten und städtische Einrichtungen in Leverkusen effektiv mit Fernwärme. Für den EVL-Kunden bedeutet das fertige Wärme ohne Heizkessel und Brennstofflagerung. Doch wo kommen die Wärme und das Warmwasser eigentlich her? Und wie funktioniert das Ganze?

Viele Leverkusenerinnen und Leverkusener fahren täglich daran vorbei, doch nur wenige wissen, was es mit dem gelben Klinkerbau an der Olof-Palme-Straße auf sich hat. Dieser befindet sich ganz unscheinbar direkt neben dem Wahrzeichen Leverkusens und spielt vor allem zur kalten Jahreszeit eine wichtige Rolle. Denn während der Wasserturm die Stadt mit Wasser versorgt, beliefert das Heizkraftwerk Mitte das Stadtzentrum mit Fernwärme.

Vor Ort ist Benjamin Henning mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der EVL für einen reibungslosen Ablauf zuständig: „Gemeinsam mit der AVEA versorgen wir von hier aus über tausend Übergabestationen, wobei an einer Station auch ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Wohneinheiten angeschlossen sein kann“, sagt Benjamin Henning.

Jeder Tag hat neue Herausforderungen

Nach seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der Energieversorgung Leverkusen sammelte Henning erste Berufserfahrung als Monteur. Danach bildete er sich zum staatlich geprüften Techniker weiter und ist seit zwei Jahren Fachspezialist für den Betrieb von Gas, Wasser und Fernwärme. Seit dem Ende der Ausbildung gehört auch das Heizkraftwerk Mitte zu seinem Arbeitsbereich. Neben TÜV-Prüfungen oder Wartungs- sowie Instandhaltungsmaßnahmen begleitet er dabei auch die Revisionen. „Die Kontrollen sind nötig, damit das Heizkraftwerk Mitte einwandfrei funktioniert und zur kalten Jahreszeit wieder für wohlige Wärme sorgt“, sagt der Techniker.

Gemeinsam mit der AVEA versorgen wir von hier aus über tausend Übergabestationen, wobei an einer Station auch ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Wohneinheiten angeschlossen sein kann.“

Benjamin Henning, Techniker für den Betrieb von Gas, Wasser, Fernwärme

Aus diesem Grund hat die EVL in diesem Sommer die Kessel auf Vordermann gebracht. Cemal Karka von der Schillert GmbH für Industriemontagen hat die Energieversorgung bei den Arbeiten unterstützt: „Geöffnet sieht der Kessel wie eine Wabe aus nur, dass es Rohre sind, durch die das heiße Rauchgas strömt.“ Damit das Rauchgas und Fernwärmewasser sich nicht vermischen, hat der Schweißer jedem Rauchgasrohr eine neue Naht verpasst. Zwei Wochen hat die schweißtreibende Arbeit gedauert. „Jetzt dürfte dem Winter nichts im Wege stehen und die Leverkusenerinnen und Leverkusener können sich auf vier warme Wände freuen“, sagt Karka.

Cemal Karka bei den Schweißarbeiten an einem der fünf Kessel.

Gute Kooperation mit der AVEA

Die Kessel betreibt die EVL regulär mit Erdgas, welches ein Brenner verbrennt. Die dabei entstehenden heißen Rauchgase strömen durch die im Kessel verbauten Rauchgasrohre und geben dabei Wärme an das umliegende Wasser ab. Die Vorgehensweise ähnelt dabei einer Heizungsanlage, wie sie in vielen Ein- und Mehrfamilienhäusern zu finden ist. Nur größer dimensioniert. Der Vorteil: So kann die Energieversorgung wesentlich mehr Haushalte mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgen. Insgesamt fünf Kessel befinden sich im Heizkraftwerk Mitte.

Karka beim schweißen der Nähte an den Rauchgasrohren.

Drei Kessel mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 110 Grad und zwei Kessel mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 130 Grad. Die kleineren Kessel liefern dabei hauptsächlich Wärme für die Stadtmitte und versorgen so beispielsweise das CaLEVornia. „Da das EVL-Netz an die Müllverwertungsanlage der AVEA gekoppelt ist und alle Kessel ein hohes Volumen aufweisen, können wir neben Ein- und Mehrfamilienhäusern auch größere Gebäude wie zum Beispiel das Freizeitbad oder Schulen, aber auch das Klinikum Leverkusen versorgen“, sagt Henning. Und das nicht nur in der Stadtmitte, sondern auch von Schlebusch bis hoch nach Steinbüchel sowie Teile von Rheindorf.

Komfortabel und umweltfreundlich

Und warum ist das Ganze jetzt ressourcenschonend? Die Kessel dienen nur zur Abdeckung der Spitzenlasten. Den Großteil der Wärme erzeugt die Müllverwertungsanlage der AVEA. Die durch die Verbrennung des Mülls freiwerdende Energie wird im Kessel zur Erzeugung von überhitzten Dampf genutzt, welcher die AVEA anschließend zur Stromerzeugung verwendet. Die verbliebene Abwärme wird dann über Wärmetauscher in das Fernwärmenetz der EVL übertragen. Auf diese Weise schont die Nutzung der Avea-Abwärme die Umwelt. Denn durch die effiziente Kooperation werden CO2-Emissionen deutlich reduziert. „Der Grund dafür ist die optimale Ausnutzung der Primärenergie“, sagt Henning.

Der Techniker schaut zufrieden auf die fünf Kessel, die Leverkusen im kommenden Winter wieder einwandfrei mit Wärme versorgen. Für Henning stehen dann überwiegend die Betriebsführung der Anlagen sowie die Leistungsanpassung und Optimierung der aktuellen Fahrweise an: „Kein Tag gleicht dem anderen. Jeder Tag ist individuell und macht die Arbeit niemals monoton. Deshalb liebe ich meinen Job.“